BRENDAN HALPIN: ALL ABOUT DAD

 
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BRENDAN HALPIN: ALL ABOUT DAD

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Gepostet: 06.12.2007 - 17:19 Uhr  ·  #1
Der Roman ALL ABOUT DAD von BRENDAN HALPIN schafft etwas seltenes und wunderbares: Die Gratwanderung zwischen skurril-humoristischer Schreibe, manchmal sehr schwarz-humorig eingefärbt auf der einen Seite - und die ernsthafte Auseinandersetzung mit Tod, Verarbeitung eines Todesfalles durch eine 14-jährige pubertierende Göre, dem Vater-Tochter Konflikt und dem "Heranwachsen" einer Beziehung, wo zuvor rein nichts war. Lachen und Weinen, Verrückt-Witziges und Tod-Traurig-Ernsthaftes liegen immer ganz eng nebeneinander, ja kreuzen ständig ihre Wege.

Die 14-jährige Rosalind ist mit 2 Müttern aufgewachsen, nämlich mit 2 überzeugten Lesben. Nun hat sie keine Mutter mehr, da beide durch einen Unfall ums Leben kamen - ein LKW mit tiefgefrorenen Truthähnen ist umgekippt und die gefrorenen Viecher haben die 2 Lesben-Mamas erschlagen ! Aufgrund der Tatsache, dass der damailge Samenspender als Vater offiziell registriert wurde, kommt also Rosalind nun zu ihrem "Dad", den sie natürlich nie gesehen hat - umgekehrt dito. Als Vollwaise hat die Arme nun plötzlich doch einen Dad, lebt in einer neuen Umgebung und alles ist völlig neu, völlig anders - sowohl für Rosalind als auch ihren Dad namens Sean, 34 Jahre alt und (wieder einmal) Single.

Wie sich da ganz allmählich eine Vater-Tochter-Konstellation entwickelt, mit unglaublichen Szenarien und aberwitzigen Erlebnissen der Beiden, die man eigentlich kaum erfinden kann und die dennoch den Roman zu einem Lese-Abenteuer werden lassen, das erzähle ich nun nicht mehr ... selbst lesen !

Das Buch ist recht leicht zu lesen, was erstaunt, zumal auch - nicht nur der Inhalt - sondern auch der Stil ungewöhnlich ist. Kein typischer "Roman-Schreib-Stil" - nein, nein. Der ganze Roman besteht ausschließlich aus Einträgen in das Tagebuch von Rosalind, aus Email-Verkehr zwischen allerlei Menschen, aus aufgenommenen Stenoretten-Protokollen und aus Drehbuch-Auszügen. Alles im ersten Moment höchst merkwürdig; aber nach ein paar Seiten hat man sich bereits daran gewöhnt und findet das auch noch ganz spannend aufgemacht.

Noch eine ungewöhnliche Empfehlung am Rande im doppelten Wortsinn: Es macht viel Sinn, zunächst den Klappentext und den Kommentar auf der Rückseite des Schutzumschlages zu lesen, und dann rein ins Buch. Auch nicht eben eine alltägliche Empfehlung ...

Ein "Happy End" gibt es auch, so viel sei versprochen, wobei dieses aber natürlich bei diesem Buch auch ganz anders ist als sonst. Alles andere wäre auch eine glatte Enttäuschung.

Interessant am Rande noch: "Unsere Mucke" kommt auch vor; es macht Spaß, über aktuelle Musik in Bezug auf drei Generationen zu lesen. Denn der samengespendethabende Sean hat einen verko(r)ksten Alt-Hippie-Vater, zu dem er dank Rosalind wieder Kontakt aufnimmt. Und der hört Mucke, die wir kennen, die der Samenspender nicht mehr hören kann/will und die für Rosalind etwas völlig Neues ist.

Mehr verrate ich nun aber definitiv nicht mehr ...

Das Buch ist erschienen im Lübbe-Verlag als gebundene Ausgabe zu EUR 16,95. In Amazonien werden gebraucht-sehr-gute Ausgaben ab EUR 3,08 angeboten. Eine Taschenbuchausgabe gibt es noch nicht.

Rhino-Reiner
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