Zitat geschrieben von Maddrax
Zitat geschrieben von badger
aber hauptsächlich doch nichtbegreifen, warum man immer noch mehr von dem haben muß,
von dem man schon viel zu viel hat.
ich sag nur ein Wort :
Sammler
Aber, bevor ich darauf komme, zuerst was persönliches von mir/über mich
Seit mein Vater vor zwei Jahren gestorben ist, habe ich mich in Gedanken viel mit dem Älter werden/älter sein beschäftigt, und (mit jetzt 55 Jahren) merke ich -auch geistig und körperlich- dass ich nicht mehr der junge Spund von 30 bin, sondern mein Leben sich im letzten Drittel oder weniger befindet.
Ich habe Jahre lang Musik GESAMMELT wie ein Blöder:
LPs, CDs, Cassetten
Livemusik auf Cassetten, auf Mini Discs, auf CDRs, und auch nur AUDIO (SHN, FLAC) von torrent sites gezogen
dazu noch jede Menge Live Konzerte auf Video und DVD, Blue ray.
Müssen insgesamt mehrere Hundertausend von Stunden sein (allein von Grateful Dead waren es mal Tausende von Stunden; da habe ich viel schon wieder abgeschoben, davon), die ich mir zum grossen Teil nicht mal richtig anhören konnte oder noch gar nicht gehört habe, weil auch mein Tag nur 24 Stunden hat und ich davon -wenn es hochkommt- vielleicht 2-3 Stunden/Tag der Musik widmen kann/konnte/könnte.
Wie gesagt, mein Denk- und Umdenkprozess begann vor zwei Jahren und ist noch nicht abgeschlossen, aber schon soweit gediehen, dass ich kaum mehr was kaufe von dem unzähligen zeugs was da wöchentlich auf'm Markt kommt; und bei den unzähligen torrent sites so gut wie nix mehr an Livemusik ziehe .
Ich kann es ja doch nicht mehr alles hören bis zu meinem Ableben, was früher oder später bald kommen wird.
Auch habe ich begonnen, CDs aus der Sammlung auszusondern und ab und an auch was davon zu verkaufen. Bei den LPs mache ich das ja schon seit vielen Jahren.
Was soll so eine grosse SAMMLUNG, wenn man es doch nicht alles sehen/hören kann??
Macht doch keinen Sinn
Nur um des
HABE - ICH - ALLES - Willen ???
NEIN !!!!!!!
Ich bin übrignes auf dieses Thema auch HIER schon mal drauf eingegangen
forum/topic.php?p=508577#real508577
Wurde dann allerdings (wie mir schien) nicht ganz so für Ernst genommen/gehalten, und ich habe dann auch spassig darauf reagiert
Aber, es ist mir Ernst !!
Jetzt aber zurück zum ersten Satz meiner posting.
@badger
Sammler
Ich glaube, man kann das so nicht erklären, zumindest nicht so wie Du es versuchst.
Das ist doch ganz eindeutig ein psychologisches Phänomen (Sammeln) und das müsste mal ein Psychologe näher erklären und ich bin 1000 pro sicher, da gibt es auch unzählige Bücher / Abhandlungen darüber
(die man auch alle sammeln kann, wenn man will)
für deinen hochinteressanten beitrag danke ich dir. vielleicht zum ersten mal, daß jemand
versteht, was mich in den letzten jahren bewegt, mehr und mehr und mehr.
viele deiner aussagen sind ja geradezu dieselben, die auch auf mich zutreffen.
ich hab mich fast mein ganzes leben mit 'meiner' musik beschäftigt, sogar radio gemacht
und für zeitungen geschrieben. also bis zur halskrause drin in der sache.
immer auch gesammelt, gnadenlos.
aber jetzt gehts nicht mehr weiter, jedenfalls nicht so.
da werden tonnenweise tonträger auf uns geworfen, hundertausende sinds, man kann
sie schon lange nicht mehr überblicken, einordnen, nachvollziehen, in den griff kriegen.
aber es sind fast ausschließlich
produkte, austauschbar, irgendwie immer schon in ähnlicher
form dagewesen und hauptsächlich zum wegwerf-konsum gedacht.
bei der veröffentlichung sofort hochgejubelt, aber nach wenigen wochen oder monaten
schon wieder vergessen, selbst von den hochjublern, und zurecht vergessen, weil
doch immer belangloser und uninteressanter.
(und das wird auch der neuen Neil Young-cd passieren)
die durchlaufzeiten werden immer kürzer, das karussell dreht sich immer schneller.
keiner hat mehr die zeit, sich mit den wirklichen klassikern, die meist vor sehr langer
zeit gemacht wurden, richtig und eingehend und wiederholt zu beschäftigen.
stattdessen sind alle pausenlos auf der suche nach dem nächsten kick... nur, den gibt
es nicht mehr... das ist ein hirngespinst, ein phantom, dem man da hinterherrennt.
ich höre ja immer noch jeden tag viele stunden musik, 5-6 stunden kommen fast immer
zusammen, und ich habe auch nicht vor, meine sammlung aufzulösen.
aber ein weiteres aufblähen konnte ich wenigstens stoppen und wenn es mir in den
nächsten jahren gelingt auch nur um 10 % zu reduzieren (dann wäre ich immer noch bei
6300 cds) dann wäre das zwar immer noch zu viel, aber wenigstens in die richtige
richtung gedacht: das man seine lieblinge wieder öfter hört und vor allem genießt.
dabei brauche ich wirklich nicht jeden ton dieser lieblinge, selbst wenn ich sie so hoch
schätze, wie den verehrten Neil oder die Dead oder die Allmans oder Zappa, etc.
bin nicht grundsätzlich gegen archivmaterial oder live-dokumente, aber die stückzahlen
müssen doch in einem rahmen bleiben, den das musikhirn noch verarbeiten kann.
das fazit bleibe, daß ich enormen druck, stress, bedrängung empfinde weil ich diese
mengen einfach nicht mehr verarbeiten kann und weil ich mir einfach wünsche, das
dieser druck verschwindet und nie wiederkehrt.
ob mans nachvollziehen kann...?