Steve Kilbey - Sydney Rococo

Und vor Allem – seine Musik ist einzigartig…., und für die Ewigkeit geschaffen, zeitlos eben.

firebyrd

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Steve Kilbey - Sydney Rococo

 ·  Gepostet: 26.11.2018 - 19:52 Uhr  ·  #544410
Steve Kilbey - Sydney Rococo


Seit ihrer 2. Platte, “The Blurred Crusade“ (1982) bin ich beinharter Fan der australischen Band The Church. Einer der Musiker war/ist Steve Kilbey, Markenzeichen der Band durch seine besondere Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Eigentlich ist Kilbey Engländer, 1954 dort in Hertfordshire geboren. Drei Jahre später führte der Weg der Familie jedoch nach Australien. Bereits im zarten Alter von zehn startete er mit dem Schreiben erster Songs, studierte Klavier, landete mit sechzehn jedoch beim Bass, schließlich als Bassist und Sänger bei The Church, seit ihrer Gründung 1980 ist er dabei.

Nebenbei veröffentlichte er seit 1986 bisher mehr als ein Dutzend eigene Alben, und nun ist es "Sydney Rococo", das er vorstellt, die 15.Platte soll es sein. Und – das gleich vorweg – es ist ein äußerst gelungener Streich! Zunächst einmal erinnert die Musik sehr stark an The Church – angesichts der prägnanten Stimme nachvollziehbar. The Church hat im Laufe ihres Bestehens auch verschiedene Stiländerungen vorgenommen, sie klangen nicht immer gleich, und so hat auch Kilbey genau dieses mit einbezogen. Und – The Church, das war nicht nur “Under The Milky Way“, sie bewegten sich auch im New Wave-Genre und trugen den Sound der Byrds in die Neuzeit, all‘ das spiegelt sich auch bei "Sydney Rococo" wider.

Kurzum: Dieses ist Musik zum Dahinschmelzen, zum Träumen, Musik, die für ein sehr angenehmes Gefühl im Solarplexus sorgt, man kann sich fallen lassen und einfach nur genießen. Bereits der mit einem Streicherarrangement ausgestatteten Opener, dem Titelsong, wird man eingelullt. Hier spielt übrigens der Church-Drummer Tim Powles das Schlagzeug. Das ist Baroque-Pop vom Feinsten, die harmonische Gesangsdarbietung eingeschlossen, ein schwelgender Background-Chor, ein federleichter und schwebender, tupfender Rhythmus, das zeugt von hoher Güte, von feinster Qualität, vom Können des Songwriters Kilbey, der es immer noch versteht, solche unwiderstehlichen Songs zu schreiben. Mit “Distant Voices“ werden die Byrds heraufbeschworen, und zwar stilistisch bei den Songs angesiedelt, die David Crosby damals für die Band schrieb, und dazu flüstert ganz heimlich eine 12-string à la McGuinn im Hintergrund, herrlich, diese entspannte und teils entrückte Stimmung! Doch auch Pop ist angesagt, wie bei dem frischen “When I Love Her She Sings” zum Beispiel.

Eigentlich gibt sich ein Höhepunkt nach den anderem die Klinke in die Hand, schon sind wir bei “Nineveh“, das mittels der fetzigen Gitarre zunächst satt rockt, ein Hauch Dire Straits vielleicht, und dann – hebt der Song einfach ab in psychedelische Gefilde, im Wechsel mit dem Rocksound, dann erscheint plötzlich mittendrin eine dezent arabische Stimmung. Welch‘ ein wunderbarer Song, welche gute Idee doch dahintersteckt. Dabei wundert es mich, dass Kilbey noch nicht in die Garde der großen Songwriter aufgenommen wurde und weiterhin als Geheimtipp gehandelt wird. Der Mann hat es verdient, ganz oben zu stehen!

Eine wunderschöne Piano-Ballade (#5) wechselt sich ab mit hypnotischer und entrückter Stimmung (#6), so etwas gab es auch oft von der Stammband, “A Night Is Coming” bietet Rock mit akustischer Ausrichtung, “Sydney Morocco“ atmet marokkanisches und auch ein wenig indisches Feeling, der Titel lässt bereits darauf schließen, weiteren mit klingelnden Gitarren ausgestatteten Indie-Pop bietet “The Lonely City“ (very jangly) und die 12- string verwandelt “Lagoon“ in ein Meer von Glückseligkeit, zumal die Streicher-Arrangements noch kräftig mithelfen. Das sind psychedelische Momente, die wie eine Droge wirken, es ist zum Abheben, Vorsicht, süchtig machend. “Traitor Signals“ verabschiedet uns gelassen und ganz ganz ruhig, Piano und Gesang plus Streicher. Danke, Steve, für diese herrlichen 48 Minuten! Ach ja, der Mann ist ja nicht nur Komponist, Bassist und Sänger, auch als Maler, Schriftsteller, Poet und Schauspieler ist er tätig! Und vor Allem – seine Musik ist einzigartig…., und für die Ewigkeit geschaffen, zeitlos eben.

Steve Kilbey (vocals and bass, string arrangement)
Jak Housden (guitars and backing vocals)
Barton Price (drums)
Tim Powles (drums - #1, 2, 8 )
George Ellis (string arrangements)
Amanda Kramer (piano)
Robyn Loau (backing vocals)


1 Sydney Rococo
2 Distant Voices
3 When I Love Her She Sings
4 Nineveh
5 The Wrong One
6 Achilles Heel
7 A Night Is Coming
8 Sydney Marocco
9 The Lonely City
10 Lagoon
11 Traitor Signals


http://thetimebeing.com/

Ernst_August

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Re: Steve Kilbey - Sydney Rococo

 ·  Gepostet: 27.11.2018 - 14:52 Uhr  ·  #544457
so, noch ein Versuch, mein Rechner spinnt....

Sehr angenehme, abwechslungsreiche, teilweise richtig entspannte Musik, passt zum Wetter!

Danke für die Vorstellung!

(Ist aber nix für unsere Metal-Fraktion o) )

Stattmeister

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Re: Steve Kilbey - Sydney Rococo

 ·  Gepostet: 28.11.2018 - 14:39 Uhr  ·  #544517
Danke für die Rezi. Nachdem du sie ja bereits vor einigen Wochen gepostest hast, stand sie auf dem Einkaufszettel. Gestern downgeloaded, spielt sie gerade. Stimme deiner Einschätzung zu. "Achilles heals" ist momentan mein Top-Titel. Sehr psychedelisch angehaucht.