Gazpacho - Molok
Progressive Rock / Neo Prog - Spielzeit: 44:35
[Die Band]
Jan-Henrik Ohme - Gesang
Jon-Arne Vilbo - Gitarre
Kristian Torp - E-Bass
Lars-Erik Asp - Schlagzeug
Thomas Andersen - Keyboard
Mikael Krøme - Violine, Gitarre, Mandoline
[Gastmusiker]
Gjermund Kolltveit - "singende" Steine, div. Knochen,
Stian Carstensen - Akkordeon, Kaval, Bulgarische Fiddle
Marianne Pentha - Background Vocals
Borge Are Halvorsen - div. Saxophones
Stig Epsen Hundsnes - Trompete
[Die Scheibe]
Die norwegische Progband Gazpacho legt hier ihr neuntes Studioalbum vor. Wieder handelt es sich um ein Konzeptalbum, welches sich diesmal mit der 1920 erschaffenen Maschine "Molok" und dessen Erfinder beschäftigt. Diese Maschine soll anhand eines Zahlencodes unser Universum kräftig erschüttern lassen können.
Schieben wir diesen angeblich wissenschaftlich (Dr. Adam Washington von der University of Sheffield) belegten Aufhänger für dieses Album beiseite - und lassen ganz einfach die Musik sprechen.
Zunächst in aller Kürze: Freunde der Band Gazpacho dürfen sich freuen. Die Band bleibt sich treu. Und dennoch kopiert sie sich nicht selbst, sondern liefert wieder ein vollständig neues Album mit neuen Klangexperimenten in altvertrauter Gazpacho-Manier ab. Und noch eines sei vorab verraten: Das Niveau des Longplayers "Demon", oft herangezogen als musikalische Messlatte der Band, wird mit diesem Nachfolgealbum locker erreicht.
Vergleiche ich dieses Album mit den anderen Gazpacho-Werken, scheint mir der Gesang Jan Henrik Ohmes' mehr in den Vordergrund gerückt zu sein. Fast scheint es, er erzählt eine Geschichte, welche von der Musik begleitet oder untermalt wird. Nicht übel, gefällt seine Stimme doch sehr gut und wird schön abwechslungsreich eingesetzt.
Ebenso habe ich den Eindruck, dass Band und Musik gereift sind. Sofern dies nach einer fast zwanzigjährigen (!!!) Präsenz überhaupt möglich sein kann. Das Album macht einen sehr professionellen Eindruck, die Band braucht sich hinter anderen Größen dieses Genres wahrlich nicht mehr verstecken. Ganz im Gegenteil - sie haben sich vehement in die erste Liga vorgespielt.
Nun aber - den Verstärker weit aufdrehen, zurücklehnen und genießen. Hinter den dumpfen Trommelklängen, die nach dem Start entgegenblasen, ist ein heller, kaum definierbarer Grundton zu hören, der den Opener leicht mystisch wirken lässt. Leicht klagend setzt Ohmes' Gesang ein, und allmählich steigert sich Park Bench zu einem schönen, dicht-melancholischen Klangteppich, der am Ende nur mit einem tiefen Kontrabasston nahtlos in den nächsten Track The Master’s Voice, überleitet.
Park Bench
Es ist wohl dem Thema des Albums, dem Befassen mit Mythen, Götterverehrung oder dem philosophieren um diese Themen herum geschuldet, dass das Album fast vollständig in dieser melancholisch-düsteren Grundstimmung bleibt. Gelegentlich tritt der Gesang in den Hintergrund, rockige Klänge mittels Gitarre, Keyboard und Drums wecken aus der beklemmenden Stimmung, in die das Album den Hörer versetzen kann.
Aber - um nicht ganz der Depression zu verfallen, gibt es ja auch Songs wie beispielsweise den Choir of Ancestors, in welchem Ohme durch himmlisch schönen weiblichen Gesang begleitet wird, der die Stimmung mit einem etwas längeren Gitarren-/Keyboardsolo wieder anhebt und sogar zum lauten Mitsingen animiert.
Choir of Ancestors
Auch Track No.3, "Bela Kiss", lässt die Schwere des Albums für knappe 100 Sekunden vergessen. Erheblichen Anteil hat der norwegische Künstler Stian Carstensen, ein Jazzmusiker mit klassischer Akkordeonausbildung. Und eben diese balkan'schen Akkordeonklänge sorgen für stimmungsvollen Schwung und laden fast zum Tanzbeinschwingen ein. Jedoch können auch diese 100 schwungvolle Sekunden nicht über den melancholischen, leicht düster-traurigen Grundtenor des Albums hinwegtäuschen oder ihn vergessen lassen. Dies wird die Band auch ansatzweise gar nicht gewollt haben.
Bela Kiss
Leicht orientalisch-afrikanisch nimmt uns "Algorithm" mit auf eine kurze musikalische Reise. In einen tiefbassigen Grundton mischt sich das Summen des Sängers, Beckenschläge ergänzen den Song, der im weiteren Verlauf von Drums, schwebenden Keyboardklängen und Ohmes Summen dominiert wird. Der einzige textlose Track auf dieser CD.
Algorithm
Mit "Molok Rising" findet der Longtrack seinen würdigen Abschluss. Ein Song, wie ich ihn liebe: Über 9:30 Minuten ein allmählicher, sich steigernder Aufbau. Auch hier beherrscht wieder der Gesang das Geschehen - selbst dann, wenn über dem Song der bedrohlich wirkende Synthie wabert.
Molok Rising
Worauf noch warten? Das Herbstwetter ist da, nasskalte Tage gibt es zur Genüge, und zum Feierabend ist es bereits fast dunkel. Die beste Gelegenheit, sich in diese Musik fallen zu lassen. Und wer glücklicher Besitzer eines Kaminofens ist, lässt die Musik vom leisen Knistern und Knacken des brennenden Holzes begleiten.
[Die Songs]
1 – Park Bench - 06:44
2 – The Master’s Voice - 04:08
3 – Bela Kiss - 02:45
4 – Know Your Time 06:07
5 – Choir of Ancestors 04:44
6 – ABC 03:26
7 – Algorithm 03:10
8 – Alarm 03:54
9 – Molok Rising 09:38
[Die Verpackung]
Die hier beschriebene CD liegt mir als "Deluxe-Ausgabe" vor. In festem Einband ist ein liebevoll gestaltetes, 20-seitiges Booklet eingeheftet. Es wird mit dunklen, zum Thema der CD passenden Grafiken verziert. Alle Texte sind gut lesbar in weißer Schrift abgedruckt. Die CD ist gut entnehmbar in einer Kunststoffaufbewahrung innen auf dem hinteren Deckel aufbewahrt.
[Weitere Rezensionen im Zirkus]
Gazpacho - Night
[Konzertbericht im Zirkus]
Life in Uden/NL
[Gazpacho im Internet]
Wikipedia
Offizielle Bandseite
Progressive Rock / Neo Prog - Spielzeit: 44:35
[Die Band]
Jan-Henrik Ohme - Gesang
Jon-Arne Vilbo - Gitarre
Kristian Torp - E-Bass
Lars-Erik Asp - Schlagzeug
Thomas Andersen - Keyboard
Mikael Krøme - Violine, Gitarre, Mandoline
[Gastmusiker]
Gjermund Kolltveit - "singende" Steine, div. Knochen,
Stian Carstensen - Akkordeon, Kaval, Bulgarische Fiddle
Marianne Pentha - Background Vocals
Borge Are Halvorsen - div. Saxophones
Stig Epsen Hundsnes - Trompete
[Die Scheibe]
Die norwegische Progband Gazpacho legt hier ihr neuntes Studioalbum vor. Wieder handelt es sich um ein Konzeptalbum, welches sich diesmal mit der 1920 erschaffenen Maschine "Molok" und dessen Erfinder beschäftigt. Diese Maschine soll anhand eines Zahlencodes unser Universum kräftig erschüttern lassen können.
Schieben wir diesen angeblich wissenschaftlich (Dr. Adam Washington von der University of Sheffield) belegten Aufhänger für dieses Album beiseite - und lassen ganz einfach die Musik sprechen.
Zunächst in aller Kürze: Freunde der Band Gazpacho dürfen sich freuen. Die Band bleibt sich treu. Und dennoch kopiert sie sich nicht selbst, sondern liefert wieder ein vollständig neues Album mit neuen Klangexperimenten in altvertrauter Gazpacho-Manier ab. Und noch eines sei vorab verraten: Das Niveau des Longplayers "Demon", oft herangezogen als musikalische Messlatte der Band, wird mit diesem Nachfolgealbum locker erreicht.
Vergleiche ich dieses Album mit den anderen Gazpacho-Werken, scheint mir der Gesang Jan Henrik Ohmes' mehr in den Vordergrund gerückt zu sein. Fast scheint es, er erzählt eine Geschichte, welche von der Musik begleitet oder untermalt wird. Nicht übel, gefällt seine Stimme doch sehr gut und wird schön abwechslungsreich eingesetzt.
Ebenso habe ich den Eindruck, dass Band und Musik gereift sind. Sofern dies nach einer fast zwanzigjährigen (!!!) Präsenz überhaupt möglich sein kann. Das Album macht einen sehr professionellen Eindruck, die Band braucht sich hinter anderen Größen dieses Genres wahrlich nicht mehr verstecken. Ganz im Gegenteil - sie haben sich vehement in die erste Liga vorgespielt.
Nun aber - den Verstärker weit aufdrehen, zurücklehnen und genießen. Hinter den dumpfen Trommelklängen, die nach dem Start entgegenblasen, ist ein heller, kaum definierbarer Grundton zu hören, der den Opener leicht mystisch wirken lässt. Leicht klagend setzt Ohmes' Gesang ein, und allmählich steigert sich Park Bench zu einem schönen, dicht-melancholischen Klangteppich, der am Ende nur mit einem tiefen Kontrabasston nahtlos in den nächsten Track The Master’s Voice, überleitet.
Park Bench
Es ist wohl dem Thema des Albums, dem Befassen mit Mythen, Götterverehrung oder dem philosophieren um diese Themen herum geschuldet, dass das Album fast vollständig in dieser melancholisch-düsteren Grundstimmung bleibt. Gelegentlich tritt der Gesang in den Hintergrund, rockige Klänge mittels Gitarre, Keyboard und Drums wecken aus der beklemmenden Stimmung, in die das Album den Hörer versetzen kann.
Aber - um nicht ganz der Depression zu verfallen, gibt es ja auch Songs wie beispielsweise den Choir of Ancestors, in welchem Ohme durch himmlisch schönen weiblichen Gesang begleitet wird, der die Stimmung mit einem etwas längeren Gitarren-/Keyboardsolo wieder anhebt und sogar zum lauten Mitsingen animiert.
Choir of Ancestors
Auch Track No.3, "Bela Kiss", lässt die Schwere des Albums für knappe 100 Sekunden vergessen. Erheblichen Anteil hat der norwegische Künstler Stian Carstensen, ein Jazzmusiker mit klassischer Akkordeonausbildung. Und eben diese balkan'schen Akkordeonklänge sorgen für stimmungsvollen Schwung und laden fast zum Tanzbeinschwingen ein. Jedoch können auch diese 100 schwungvolle Sekunden nicht über den melancholischen, leicht düster-traurigen Grundtenor des Albums hinwegtäuschen oder ihn vergessen lassen. Dies wird die Band auch ansatzweise gar nicht gewollt haben.
Bela Kiss
Leicht orientalisch-afrikanisch nimmt uns "Algorithm" mit auf eine kurze musikalische Reise. In einen tiefbassigen Grundton mischt sich das Summen des Sängers, Beckenschläge ergänzen den Song, der im weiteren Verlauf von Drums, schwebenden Keyboardklängen und Ohmes Summen dominiert wird. Der einzige textlose Track auf dieser CD.
Algorithm
Mit "Molok Rising" findet der Longtrack seinen würdigen Abschluss. Ein Song, wie ich ihn liebe: Über 9:30 Minuten ein allmählicher, sich steigernder Aufbau. Auch hier beherrscht wieder der Gesang das Geschehen - selbst dann, wenn über dem Song der bedrohlich wirkende Synthie wabert.
Molok Rising
Worauf noch warten? Das Herbstwetter ist da, nasskalte Tage gibt es zur Genüge, und zum Feierabend ist es bereits fast dunkel. Die beste Gelegenheit, sich in diese Musik fallen zu lassen. Und wer glücklicher Besitzer eines Kaminofens ist, lässt die Musik vom leisen Knistern und Knacken des brennenden Holzes begleiten.
[Die Songs]
1 – Park Bench - 06:44
2 – The Master’s Voice - 04:08
3 – Bela Kiss - 02:45
4 – Know Your Time 06:07
5 – Choir of Ancestors 04:44
6 – ABC 03:26
7 – Algorithm 03:10
8 – Alarm 03:54
9 – Molok Rising 09:38
[Die Verpackung]
Die hier beschriebene CD liegt mir als "Deluxe-Ausgabe" vor. In festem Einband ist ein liebevoll gestaltetes, 20-seitiges Booklet eingeheftet. Es wird mit dunklen, zum Thema der CD passenden Grafiken verziert. Alle Texte sind gut lesbar in weißer Schrift abgedruckt. Die CD ist gut entnehmbar in einer Kunststoffaufbewahrung innen auf dem hinteren Deckel aufbewahrt.
[Weitere Rezensionen im Zirkus]
Gazpacho - Night
[Konzertbericht im Zirkus]
Life in Uden/NL
[Gazpacho im Internet]
Wikipedia
Offizielle Bandseite